Hoffmann von Fallersleben und die Lande niederländischer Zunge: Briefwechsel, Beziehungsgeflechte, Bildlichkeit
Hoffmann von Fallersleben unternahm 1819 seine erste Reise in die Niederlande. Zahlreiche Werke Hoffmanns bezeugen sein Interesse für das niederländische Sprachgebiet. Aus seiner Autobiographie, seinen Tagebüchern, Notizen, den Vorlesungen, der Korrespondenz sowie aus seinen Zeitungsartikeln lassen sich Erkenntnisse über seine Beziehungen in die Niederlande und nach Belgien ableiten. Aber weder die Beziehungen noch sein Belgien- und Niederlandebild sind bis heute erschöpfend erforscht worden.Diese Untersuchung will Hoffmanns Beziehungen zu den Niederlanden und zum nachmaligen Belgien sowie das Netzwerk, das er dort aufbaute, anhand seiner Korrespondenz und der Akten zu seiner Person rekonstruieren. Hoffmann schildert ein diffuses Bild der Nachbarn, das von einer deutsch-nationalen Einstellung geprägt ist. Zu fragen ist, ob sein positives Verhalten und seine negativen Äußerungen lediglich ideologisch motiviert waren und vorwiegend daher rührten, daß er, wie viele deutsche Intellektuelle im 19. Jahrhundert, versuchte, die Niederlande und Belgien einem deutschen Staatsgefüge einzugliedern, oder ob er vielmehr als Kulturvermittler zu gelten hat.Hoffmanns Briefwechsel umfaßt, soweit sich jetzt feststellen läßt, über 7000 Briefe, die hier erstmals in einem Verzeichnis erfaßt sind. Daneben werden unveröffentlichte Materialien aus deutschen, belgischen und niederländischen Archiven, die bisher in der Forschung nicht berücksichtigt wurden, vorgestellt.
Het Bureau: Ein Abend mit J. J. Voskuil
Was J. K. Rowling für England war, war J. J. Voskuil für die Niederlande: Sein siebenbändiger Monumentalroman Het Bureau löste dort in den späten 1990ern eine wahre „Büromanie“ aus, mit landesweiten Fanklubs und langen Schlangen vor den Buchhandlungen. Het Bureau schildert das Leben und Treiben an einem, übrigens real existierenden, Volkskundeinstitut in Amsterdam. Der höchst amüsante Roman lieferte die Grundlage für einen Übersetzungsworkshop des Masterstudiengangs „Literarisches Übersetzen und Kulturtransfer“ der Universität Münster sowie für einen literarischen „Abend mit J.J. Voskuil“ im Haus der Niederlande. Hierzu waren u.a. die Witwe des Autors, Lousje Voskuil-Haspers, und der Literaturkritiker der Tageszeitung De Volkskrant Arjan Peters eingeladen. Dieser Band präsentiert Übersetzungen, Vorträge sowie ein Interview mit Lousje Voskuil und bietet zugleich die erste Veröffentlichung von Texten des Erfolgsautors außerhalb seines Sprachraums. So kann sich nun auch der deutschsprachige Leser einen Einblick in die Welt eines scheinbar normalen Bureaubetriebs verschaffen, der schon vielen Niederländern manch schlaflose Lesenacht beschert hat.
Grenzen des Hybriden?: Konzeptualisierungen von Kulturkontakt und Kulturvermischung in der niederländischen Literaturkritik
Seit Mitte der 1990er Jahre Autoren wie Kader Abdolah, Mustafa Stitou, Hafid Bouazza und Abdelkader Benali für Furore sorgten, ist die Literatur von Migranten aus der literarischen Debatte in den Niederlanden nicht mehr wegzudenken. Besonders zu Beginn priesen Kritiker das Neue und Bereichernde und verwiesen zugleich auf die lange Tradition der Multikulturalität der Niederlande. Die Betonung der Verbindung von Elementen unterschiedlicher Kulturen lässt dabei besonders ein Konzept erwarten: das der Hybridität. In der niederländischen Rezeption der Literatur von Migranten spielt dieses Konzept jedoch kaum eine Rolle. Die vorliegende Studie greift diese Diskrepanz auf und untersucht anhand von Beispielen aus der niederländischen Diskussion den historisch und geografisch spezifischen Gebrauch von Konzepten des Kulturkontakts und der Kulturvermischung. Im Zentrum der Untersuchung steht die Rezeption von sieben Autoren, die im Laufe des 20. Jahrhunderts debütierten: Albert Helman und Cola Debrot für die Zwischenkriegszeit und die 1950er Jahre, Frank Martinus Arion, Astrid Roemer und Marion Bloem für die 1970er und 1980er Jahre sowie Hafid Bouazza und Abdelkader Benali für die 1990er und 2000er Jahre. In der diachronen Perspektive zeigt sich, dass eine Rezeption unter Aspekten des Kulturkontakts und der Kulturvermischung keineswegs selbstverständlich ist. Ebenso wird deutlich, wie stark die Debatte durch nationale Traditionen und Denkweisen geprägt ist, die nicht zuletzt dem Anspruch des Offenheit und Instabilität propagierenden Konzepts der Hybridität Grenzen setzen.
Egmont da capo – eine mythogenetische Studie
Was ist ein Mythos? Wie setzt man sich ein ewiges Denkmal? Mythen ähneln gewissermaßen Knödeln: Stehen sie dampfend auf dem Tisch, ist es fast unmöglich, das exakte Verhältnis der Zutaten zu ermitteln, das die Klöße gerade noch geschmeidig und doch nicht mehlig macht. Ebenso rätselhaft ist die Entstehung von Mythen, aber sie finden in ‚modernen‘ Gesellschaften nach wie vor reißenden Absatz. Die vorliegende Studie versucht erstmals, anhand des Nachlebens des enthaupteten Grafen Lamoraal von Egmont (1522–1568), der Frage nachzugehen, warum und wie eine historische Gestalt zu einer mythischen Figur avancieren konnte. Was machte ihn unsterblich? Wie und wieso erreichte der Name Egmont ein durch die Jahrhunderte hindurch vom Mittelmeerraum bis in die DDR nachhallendes Echo? In diesem Buch werden unter Einbeziehung mannigfaltiger historischer und literarischer Quellen die verschiedenen Stationen und Schattierungen des Egmont-Mythos vom Kopf an in ihrem jeweiligen Kontext beleuchtet. Auf diese Weise entwickelt der Autor ein Modell, das an ähnlich mythischen Figuren wie Masaniello, Wilhelm Tell und Jeanne d’Arc erprobt werden kann. Dieses Buch wurde 2012 im Rahmen des Programms Geisteswissenschaften International vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Diplomatie als soziale Institution: Brandenburgische, sächsische und kaiserliche Gesandte in Den Haag, 1648–1720
Dem niederländischen Regierungssitz Den Haag kam durch die weit ausgreifende Politik der Republik zwischen den westfälischen Friedensschlüssen und den ersten beiden Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts eine Schlüsselstellung im europäischen Gesandtschaftswesen zu. In den Kriegen, die auf die Epochenwende 1648 und 1659/60 folgten, wurde nicht mehr wie in den vorhergehenden Religionskriegen um die Existenz gerungen, sondern um die Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung einer gedachten Machtbalance. Daraus erwuchs den Gesandten eine neue Aufgabenfülle und politische Rolle. Das blieb nicht ohne Wirkung auf die Gesandten, die Veränderungen nicht nur ertrugen, sondern zunehmend selbst gestaltend eingriffen. Diese dynamischen Prozesse in der Arbeitsweise von Gesandten dreier Höfe am niederländischen Regierungssitz Den Haag stehen im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit. Indem aufgearbeitet wird, wie Den Haag von einem Treffpunkt von Gesandten zum Brennpunkt europäischer Diplomatie wurde, möchte die vorliegende Studie einen Beitrag zur Geschichte des Gesandtschaftswesens im frühneuzeitlichen Europa leisten.
Die sichtbare Welt: Visualität in der niederländischen Literatur und Kunst des 17. Jahrhunderts
Inwiefern ist die zunehmende Bedeutung des Sehens und der Reflexion über Visualität für den Übergang von der Frühen Neuzeit zur Moderne symptomatisch? Der hohe Stellenwert, den das Visuelle und die Auseinandersetzung mit dem Sehsinn sowie den Eigenarten der visuellen Wahrnehmung in verschiedenen Bereichen der niederländischen Kultur des 17. Jahrhunderts einnehmen, ist auffällig. Vor diesem Hintergrund werden hier die Diskurse des Sehens, in die Maler, Dichter und ihre Rezipienten im 17. Jahrhundert eingebunden sind, in ihrer begrifflichen Formierung greifbar gemacht. In systematischer und vergleichender Perspektive wird untersucht, welchen Prämissen die Konjunktur der Visualität, wie sie in der Literatur und Malerei der Zeit zu konstatieren ist, unterworfen war. Denn dem Sehsinn und seinen Repräsentationen werden neuzeitlich Erkenntnis stiftende Funktionen zugewiesen, für die auch die künstlerischen Medien in Dienst genommen werden konnten. Die Beiträge, Ergebnisse eines interdisziplinären Gesprächs zwischen niederlandistischer Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte, eröffnen neue Perspektiven auf den je spezifischen Umgang mit Visualität in Text und Bild.
Theory and reform in the European Union
This substantially updated and revised edition offers a comprehensive overview of the challenges confronting the political system as well as the international politics of the European Union. It draws from a rich spectrum of regional integration theories to determine what the Union actually is and how it is developing. The book examines constitutional politics of the European Union, from the Single European Act to the Treaty of Nice and beyond. The ongoing debate on the future of Europe links together questions of democracy and legitimacy, competences and rights, and the prospects for European polity-building. The aim is to contribute to a better understanding of the emerging European polity and the questions that further treaty reform generate for the future of the regional system. The authors also assess the evolving European security architecture, the limits and possibilities of a genuine European foreign, security and defence policy, and the role of the European Union in the post-Cold War international system. Common themes involve debates about stability and instability, continuity and change, multipolarity and leadership, co-operation and discord, power capabilities and patterns of behaviour. The book traces the defining features of the ‘new order’ in Europe and incorporates an analysis of the post-September 11 context. This major new edition will be of particular interest to academics, policy-makers and students with an interest in the politics and governance of contemporary Europe, as well as to those pursuing a career in international affairs.
Die mittelniederländische Urkundensprache in Privaturkunden des 13. und 14. Jahrhunderts: Vorlagen, Normierung, Sprachgebrauch
Während des Mittelalters wird das Lateinische als traditionelle Urkundensprache allmählich von den Volkssprachen verdrängt. Dieser Prozess, der u.a. mit der Entstehung des Bürgertums und dem Erstarken der Städte zusammenhängt, beginnt im Südwesten Europas und setzt sich mit zeitlicher Verzögerung in nördlicher und östlicher Richtung fort. In den Niederlanden erfolgt die Ablösung des Lateins durch das Mittelniederländische während des 13. und 14. Jahrhunderts. Der Prozess der Verschriftlichung des Mittelniederländischen und das Verhältnis von Latein und Volkssprache stehen seit einigen Jahren verstärkt im Interesse der Forschung. Diese Studie untersucht, wie Skribenten bei der Umsetzung der lateinischen Formeln ins Niederländische vorgehen. Wird das Lateinische wörtlich übersetzt? Entwickelt sich eine eigene mittelniederländische Fachsprache? Die Untersuchung von rund 2000 Urkunden zeigt, dass die Skribenten bestimmte Formeln als Vorlage auswählen und sich bei der Übertragung ins Mittelniederländische langsam von den Vorlagen emanzipieren. Trotz des stereotypen Sprachgebrauchs in den Urkunden lassen sich lexikalische und syntaktische Unterschiede feststellen, die durch die regional unterschiedliche Ausprägung der mittelniederländischen Schreibsprache bedingt sind. During the middle ages, Latin gets ousted as the traditional language of record by the vernacular languages in Europe. This process which comes together with the rise of the commonalty and the growing influence of the cities begins in the Southwest of Europe and proceeds northwards and eastwards. In the Low Countries, Latin gets replaced by Middle Dutch during the thirteenth and fourteenth centuries. In recent years, researchers have focused on the introduction of Middle Dutch as a documentary language and the relationship between Latin and the vernacular. This study analyses how scribes transfer Latin formulas into Dutch ones. Are the Latin formulas translated word by word? Is a vernacular documentary language developing? The examination of about 2000 mediaeval charters shows that the scribes select some formulas as a model for their translation and finally emancipate from the Latin model. Although stereotypical language use is common for charters, there are lexical and syntactical differences that are caused by the peculiarities of the different regional written languages.
Die Arbeitsmarktintegration von Zuwanderern in Deutschland und den Niederlanden: Hintergründe, aktuelle Entwicklungen und politische Maßnahmen
In den letzten Jahren wird in Deutschland und in den Niederlanden über kaum ein anderes Thema derart intensiv und kontrovers diskutiert wie über die Integration von Zuwanderern. Die entsprechenden Auseinandersetzungen finden in beiden Ländern sowohl auf politischer wie auch auf wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene statt. Markus Wilp nimmt in seiner Untersuchung einen integrationspolitischen Vergleich zwischen den zwei Nachbarstaaten vor. Nach einem allgemeinen Teil, in dem zentrale Aspekte der deutschen und niederländischen Migrations- und Integrationsgeschichte erörtert werden, konzentriert er sich auf den für die Integration von Migranten äußerst bedeutsamen Bereich der Arbeitsmarktintegration. Er analysiert hierbei nicht nur wichtige Grundlagen des Untersuchungsthemas und aktuelle Entwicklungen in beiden Ländern, sondern er setzt sich mit ausgewählten politischen Programmen aus beiden Ländern auseinander. Das Erkenntnisinteresse der Arbeit erstreckt sich unter anderem auf folgende Fragestellungen: Warum sind Zuwanderer in beiden Ländern überproportional stark von Arbeitslosigkeit betroffen? Wie stellen sich die Entwicklungen auf dem deutschen und niederländischen Arbeitsmarkt in den letzten Jahren dar? Welche Maßnahmen haben die Regierungen in den beiden Nachbarländern ergriffen, um Verbesserungen zu erreichen? Wie lauten die Lehren, die aus den vorhandenen Erfahrungen gezogen werden können? Inwiefern können die beiden Nachbarländer voneinander lernen?
Deutschlandbilder in Belgien 1830–1940
Dieser Sammelband setzt sich mit den Deutschlandbildern in Belgien bis zum Beginn der deutschen Okkupation im Jahre 1940 auseinander. Betrachtet werden diese aus Sicht unterschiedlicher Geisteswissenschaften wie Philosophie, Literatur, Geschichte, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft.Die traditionellen Topoi der deutschen Imagologie, die überall in Europa eine große Resonanz gefunden haben (das romantische Deutschland, das Land der Dichter und Denker, aber ab dem Krieg von 1870 auch das preußische Feindbild), werden dabei in Betracht gezogen.Konstitutiv für den Prozess der Identitätsbildung in Belgien bis zum Ersten Weltkrieg war die deutsch-germanische Komponente, die in der Metapher der sog. âme belge als Kultursynthese zum Ausdruck kam. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs hat hier besonders traumatisch gewirkt, was zur Folge hatte, dass diese partielle „Zugehörigkeit“ Belgiens zur deutschen Kultursphäre drastisch neuevaluiert wurde, unabhängig von der Schaffung eines deutschsprachigen Gebiets in Belgien durch den Versailler Vertrag.
Deutschland und die Niederlande: Wirtschaftsbeziehungen im 19. und 20. Jahrhundert
Im Mittelpunkt dieses Bandes stehen die deutsch-niederländischen Wirtschaftsbeziehungen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Auf deren stürmisches Wachstum im späten 19. Jahrhundert folgten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrere krisen- und kriegsbedingte Rückschläge. Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichten sie ein im internationalen Vergleich beispielloses Ausmaß. Sowohl aus niederländischer als auch deutscher Perspektive spricht vieles dafür, die Wirtschaftsgeschichte beider Länder in ihrer Reziprozität zu erforschen. Neben historisch-chronologischen Übersichten zu den Wirtschaftsbeziehungen setzen die Beiträge thematische Schwerpunkte, unter anderem zur Bedeutung des Rotterdamer Hafens für beide Länder und zur Geschichte des niederländisch-britischen Multinationals Unilever in Deutschland.
Der Rhein-(Maas-)Schelde-Kanal als geplante Infrastrukturzelle von 1946–1985: Eine Studie zur Infrastruktur- und Netzwerk-Geschichte
Der Titel dieses Buches verweist auf die Forschungsanliegen: die Aufarbeitung der Historie des Rhein-Maas-Schelde-Kanals sowie das Vorantreiben der historischen Infrastrukturforschung. Im Zentrum letzterer steht das „Zellenmodell“: Infrastruktur wird als Gefüge einer variablen Anzahl von Zellen interpretiert. Eine dieser Zellen ist die gescheiterte West-Ost-Magistrale Rhein-Maas-Schelde-Kanal, die Diskussionen hierzu umfassen vier Phasen: 1626–1838, 1839–1938, 1939–1963 und 1964–1985.Wesentliche Diskussionsaspekte ab 1939 stellten einerseits die Abriegelung der ursprünglichen Nord-Süd-Verbindung Antwerpens zum Rhein im Jahr 1865/67 durch die Niederlande dar, die mit dieser Maßnahme zielgerichtet das belgische Nachbarland vom Handel über den Binnenwasserweg abschnitten. Andererseits fand zeitgleich zwischen den deutschen, belgischen und niederländischen Städten der Rhein-Maas-Region ein kontrovers geführter Interessenkonflikt um die Anbindung der eigenen Stadt an den Antwerpener Seehandel statt.
Der mittelniederländische Spieghel onser behoudenisse und seine lateinische Quelle: Text, Kontext und Funktion
Neben der Biblia pauperum ist das Speculum humanae salvationis das wohl bekannteste typologische Werk des Mittelalters. Vom lateinischen Text, der in einer Lang- und einer Kurzfassung vorliegt, sind 328 handschriftliche mittelalterliche Quellen überliefert. Zudem wurde das Werk auch mehrfach gedruckt. Von seiner Popularität zeugen überdies Übersetzungen ins Deutsche, Französische, Niederländische, Englische und Tschechische. Insgesamt sind 422 Manuskripte nachweisbar. Die Arbeit stellt eine der beiden niederländischen Fassungen des Speculum, und zwar die Prosaübersetzung aus dem Jahre 1464, die in einer einzigen Handschrift (Haarlem, Stadsbibliotheek II 17) und in drei nahezu textgleichen Frühdrucken überliefert ist, in den Mittelpunkt. Neben Struktur und Funktion des lateinischen Textes werden in einem chronologisch-thematisch organisierten status quaestionis die Accessusfragen nach Herkunft und Autorschaft des Speculum erörtert. Die Forschungsgeschichte des Speculum liest sich wie ein roman d’apprentissage, in dessen Verlauf sich die Forscher allmählich von historisch belasteten Vorstellungen distanzieren. Trotzdem blieb vieles bisher im Dunklen, zum Beispiel die Verbindung des niederländischen Speculum mit dem burgundischen Hofadel im fünfzehnten Jahrhundert. Die historische Belastung der Forschung galt am stärksten für die niederländischen Inkunabeldrucke, die schon im 16. Jahrhundert als Produkte aus der Haarlemer Druckoffizin Laurens Janszoon Costers betrachtet wurden. Der Coster-Mythos wird hier nicht nur dekonstruiert, sondern durch eine neue Hypothese ersetzt. Vom mittelniederländischen Spieghel werden eine genaue kodikologische Beschreibung und eine breit angelegte Analyse der Sprache geboten. Auch der literaturhistorische Kontext und die Übersetzungs- und Bearbeitungstechnik werden eingehen behandelt. Die kritische Edition nach der Haarlemer Handschrift erfüllt ein altes Forschungsdesiderat, indem sie sowohl den Vergleich mit der bereits vor mehr als einem Jahrhundert herausgegebenen Versübertragung ermöglicht, als auch eine eminent wichtige Schnittstelle zwischen handschriftlicher und gedruckter Tradition in den Niederlanden für die Forschung zugänglich macht.
Das Rätsel der Lesbarkeit: Ein Abend mit Karel van het Reve
Karel van het Reve (1921–1999) war Slawist, vor allem aber ein gefeierter Kolumnist, Essayist, Romancier und Übersetzer. Und er war er ein „Meister der ironischen Pirouette“, der seine Meinung stets offen, in einem schlichten und nüchternen Stil kundtat. Seine Polemiken u.a. gegen den Kommunismus, die Psychoanalyse und die Literaturwissenschaft trugen ihm den Titel des „niederländischen Reich-Ranickis“ ein. Doch auch als Übersetzer machte er sich einen Namen, nicht zuletzt wegen seiner unumstößlichen Meinung: „Man muss übersetzen, was dort steht“. Dies war auch das Motto des Workshops, unter dem zehn Studentinnen des Masterstudiengangs „Literarisches Übersetzen und Kulturtransfer“ der Universität Münster Texte von Karel van het Reve übersetzt und im Rahmen eines literarischen Abends präsentiert haben. Zu dem ebenfalls von den Studierenden organisierten Abend waren eine Reihe von Gästen eingeladen: Familienangehörige, Weggefährten und Bewunderer van het Reves wie die Schwiegertochter und der Sohn des Autors, Ileen Montijn und David van het Reve, der Russisch-Übersetzer Arthur Langeveld und der Soziologe Han Israëls. Dieser Band enthält Texte von und über Karel van het Reve, die im Rahmen des Workshops und des literarischen Abends entstanden sind: Übersetzungen, Vorträge und Interviews. Er bietet so einen Einblick in das Leben und Werk dieses vielseitigen und bedeutenden Autors.
Amerikanische Revolution und niederländische Finanzanleihen 1776–1782: Die Rolle John Adams’ und der Amsterdamer Finanzhäuser bei der diplomatischen Anerkennung der USA
Das 18. Jahrhundert war ein Jahrhundert des weltumspannenden politischen, ökonomischen und sozialen Wandels, der alte Herrschaftssysteme herausforderte und neuen politischen und gesellschaftlichen Kräften in zwei Revolutionen zum Durchbruch verhalf. Die vorliegende Untersuchung thematisiert diesen Prozess am Beispiel der transatlantischen Beziehungen zwischen den Niederlanden und den nach Selbstständigkeit strebenden Kolonien in Amerika zwischen 1776 und 1782. Den amerikanischen Kolonisten ging es um zweierlei: einerseits um die völkerrechtliche Anerkennung ihres Abfalls vom englischen Königreich und andererseits um die finanzielle Unterstützung der amerikanischen Revolutionäre durch die anderen europäischen Staaten. Hierbei spielten die Republik der Vereinigten Niederlande diplomatisch und die Amsterdamer Finanzhäuser ökonomisch eine viel zu lang unterschätzte Rolle. In einer Nahbetrachtung der diplomatischen und finanztechnischen Aktionen der beteiligten Diplomaten, Politiker und Kaufleute und ihrer jeweiligen Einschätzungen durch Roland Richter wird die Komplexität des historischen Prozesses erkennbar und ein weiterführender Beitrag zur transatlantischen Niederlandeforschung geleistet.
Albert Vigoleis Thelen: Mittler zwischen Sprachen und Kulturen
Am 28. September 2003 jährte sich der Geburtstag des Schriftstellers Albert Vigoleis Thelen zum 100. Mal. Aus diesem Anlass wurde im November 2003 an der Universität Münster eine internationale Tagung abgehalten. Übergreifende Thematik war die Position des Schriftstellers, Kritikers und Übersetzers Thelen als Mittler zwischen unterschiedlichen Kulturen, Literaturen und Sprachen. Die interdisziplinäre Ausrichtung der Tagung erbrachte dabei neue Einsichten in die Person Thelen. Dieser Band fasst die Beiträge zusammen, die sowohl zu literatur- und kulturwissenschaftlichen als auch zu sprach- und übersetzungswissenschaftlichen Fragestellungen präsentiert wurden. Neben Aspekten, wie z.B. der autobiographische oder faschismuskritische Gehalt des schriftstellerischen Werkes, werden die Kontakte Thelens zu den Niederlanden und seine Tätigkeit als Vermittler untersucht. Seine Übersetzungen aus dem Niederländischen und die Übersetzung seines Werkes Die Insel des zweiten Gesichts ins Englische und Niederländische werden genauso betrachtet wie die Sprache und Lyrik des Wortkünstlers. Mit Beiträgen von Arno Barnert, Will Boesten, Heinz Eickmans, Michael Gormann-Thelen, Jaap Grave, Léon Hanssen, Werner Jung, Lut Missine, Jürgen Pütz, Ute Schürings, Johann P. Tammen, Wolfgang Ullmann, Donald O. White.
Technical politics: Andrew Feenberg’s critical theory of technology
This is the first monograph devoted to the work of one of the foremost contemporary advocates of contemporary critical theory, Andrew Feenberg. It focuses on Feenberg’s central concept, technical politics, and explores his suggestion that democratising technology design is key to a strategic understanding of the process of civilisational change. In this way, it presents Feenberg’s intervention as the necessary bridge between various species of critical constructivism and wider visions of the kind of change that are urgently needed to move human society onto a more sustainable footing. The book describes the development of Feenberg’s thought out of the tradition of Marx and Marcuse, and presents critical analyses of his main ideas: the theory of formal bias, technology’s ambivalence, progressive rationalisation, and the theory of primary and secondary instrumentalisation. Technical politics identifies a limitation of Feenberg’s work associated with his attachment to critique, as the opposite pole to a negative kind of rationality (instrumentalism). It concludes by offering a utopian corrective to the theory that can provide a fuller account of the process of willed technological transformation and of the author’s own idea of a technologically authorised socialism.
Language Endangerment and Language Revitalization: An Introduction
In almost every part of the world, minority languages are being threatened with extinction. At the same time, dedicated efforts are being made to document endangered languages, to maintain them, and even to revive once-extinct languages. The book presents a comprehensive overview of language endangerment and revitalization. Among the examined aspects are: degrees of endangerment, definitions of language death, causes of endangerment, types of speakers in endangerment situations, methods of documentation. The book is of interest to a wide readership, including linguists, anthropologists, sociologists, and educators.
Parliament in Ethiopia: Participation, Representation and Resistance
African legislatures remain understudied, yet democratisation, development and peacebuilding all depend on these key political institutions. This book provides an in-depth analysis of Ethiopia’s parliament, a country of key political and strategic importance to the whole region. In 1931, Ethiopia’s monarchical government introduced a system of parliamentary democracy with seemingly contradictory objectives; it wanted to legitimize its rule in a changing world, and also needed to provide a respectable retirement vocation (as senators and deputies) to sections of the aristocracy it ousted from power. This paradox of recognizing the parliament as essential to modern governance yet deliberately seeking weak institutions that are unable or unwilling to challenge those in power continues to haunt the parliament to this day. Ethiopia continues to struggle to maintain political stability, and the separation of power between government and parliament and a system of checks and balances are yet to substantially flourish. Drawing on extensive original data gathered from interviews and surveys, this book investigates the legal and practical status of federal representative institutions in Ethiopia from 1931 up to and including 2021. It delves into the rules and routines of parliament, its contextually and historically grounded culture of representation, and the techniques of manoeuvring executive bureaucracies. The book also aims to understand the extent of civil dis/engagement and the perceptions and role of citizens in shaping parliament, and how the mandates and functions of individual MPs are also determined by cultural and socio-economic factors such as gender, population, inequality and conflict. This book’s in-depth and original analysis will be of interest to researchers across African studies, politics, development, and governance.
Nigeria’s Third-Generation Literature: Content and form
“his book considers the evolution and characteristics of Nigeria’s third-generation literature, which emerged between the late 1980s and the early 1990s and is marked by expressive modes and concerns distinctly different from those of the preceding era. The creative writing of this period reflects new sensibilities and anxieties about Nigeria’s changing fortunes in the post-colonial era. The literature of the third generation is startling in its candidness, irreverence as well as the brutal self-disclosure of its characters, and it is governed by an unusually wide-ranging sweep in narrative techniques. This book examines six key texts of the oeuvre: Maria Ajima’s The Web, Okey Ndibe’s Foreign Gods, Inc., Teju Cole’s Open City, Chika Unigwe’s On Black Sisters Street, Lola Shoneyin’s The Secret Lives of Baba Segi’s Wives, and Chimamanda Ngozi Adichie’s The Thing Around Your Neck. The texts interpret contemporary corruption and other unspeakable social malaise; together, they point to the exciting future of Nigerian literature, which has always been defined by its daring creativity and inventive expressive modes. Even conventional storytelling strategies receive revitalizing energies in these angst-driven narratives. This book will be of interest to students and researchers of contemporary African literature, Sociology, Gender and women’s studies, and post-colonial cultural expression more broadly.”
Growing in the Shadow of Antifascism: Remembering the Holocaust in State-Socialist Eastern Europe
Reined into the service of the Cold War confrontation, antifascist ideology overshadowed the narrative about the Holocaust in the communist states of Eastern Europe. This led to the Western notion that in the Soviet Bloc there was a systematic suppression of the memory of the mass murder of European Jews. Going beyond disputing the mistaken opposition between “communist falsification” of history and the “repressed authentic” interpretation of the Jewish catastrophe, this work presents and analyzes the ways as the Holocaust was conceptualized in the Soviet-ruled parts of Europe. The authors provide various interpretations of the relationship between antifascism and Holocaust memory in the communist countries, arguing that the predominance of an antifascist agenda and the acknowledgment of the Jewish catastrophe were far from mutually exclusive. The interactions included acts of negotiation, cross-referencing, and borrowing. Detailed case studies describe how both individuals and institutions were able to use anti-fascism as a framework to test and widen the boundaries for discussion of the Nazi genocide. The studies build on the new historiography of communism, focusing on everyday life and individual agency, revealing the formation of a great variety of concrete, local memory practices.
Two Lenins: A Brief Anthropology of Time
Highly innovative and theoretically incisive, Two Lenins is the first book-length anthropological examination of how social reality can be organized around different yet concurrent ideas of time. Nikolai Ssorin-Chaikov grounds his theoretical exploration in fascinating ethnographic and historical material on two Lenins: the first is the famed Soviet leader of the early twentieth century, and the second is a Siberian Evenki hunter—nicknamed “Leninâ€â€”who experienced the collapse of the USSR during the 1990s. Through their intertwined stories, Ssorin-Chaikov unveils new dimensions of ethnographic reality by multiplying our notions of time.
Ssorin-Chaikov examines Vladimir Lenin at the height of his reign in 1920s Soviet Russia, focusing especially on his relationship with American businessperson Armand Hammer. He casts this scene against the second Lenin—the hunter on the far end of the country, in Siberia, at the far end of the century, the 1990s, who is tasked with improvising postsocia
The Owners of Kinship: Asymmetrical Relations in Indigenous Amazonia
The Owners of Kinship investigates how kinship in Indigenous Amazonia is derived from the asymmetrical relation between an “owner†and his or her dependents. Through a comprehensive ethnography of the Kanamari, Luiz Costa shows how this relationship is centered around the bond created between the feeder and the fed.
Building on anthropological studies of the acquisition, distribution, and consumption of food and its role in establishing relations of asymmetrical mutuality and kinship, this book breaks theoretical ground for studies in Amazonia and beyond. By investigating how the feeding relation traverses Kanamari society—from the relation between women and the pets they raise, shaman and familiar spirit, mother and child, chiefs and followers, to those between the Brazilian state and the Kanamari—The Owners of Kinship reveals how the mutuality of kinship is determined by the asymmetry of ownership.
On Kings
In anthropology, as much as in the current popular imagination, kings remain figures of fascination and intrigue. As the cliché goes, kings continue to die spectacular deaths only to remain subjects of vitality and long life. This collection of essays by a teacher and his student — two of the world’s most distinguished anthropologists— explores what kingship actually is, historically and anthropologically. The divine, the stranger, the numinous, the bestial—the implications for understanding kings and their sacred office are not limited to questions of sovereignty, but issues ranging from temporality and alterity to piracy and utopia; indeed, the authors argue that kingship offers us a unique window into the fundamental dilemmas concerning the very nature of power, meaning, and the human condition. With the wit and sharp analysis characteristic of these two thinkers, this volume opens up new avenues for how an anthropological study of kingship might proceed in the 21st century.
The Mythology in Our Language: Remarks on Frazer’s Golden Bough
In 1931 Ludwig Wittgenstein wrote his famous Remarks on Frazer’s “Golden Bough.”. At that time, anthropology and philosophy were in close contact—continental thinkers drew heavily on anthropology’s theoretical terms, like mana, taboo, and potlatch, in order to help them explore the limits of human belief and imagination. Now the book receives its first translation by an anthropologist, in the hope that it can kick-start a new era of interdisciplinary fertilization. Wittgenstein’s remarks on ritual, magic, religion, belief, ceremony, and Frazer’s own logical presuppositions are as lucid and thought-provoking now as they were in Wittgenstein’s day. Anthropologists find themselves asking many of the same questions as Wittgenstein—and in a reflection of that, this volume is fleshed out with a series of engagements from some of the world’s leading anthropologists, including Veena Das, David Graeber, Wendy James, Heonik Kwon, Michael Lambek, Michael Puett, and Carlo Severi.
Mistrust: An Ethnographic Theory
Trust occupies a unique place in contemporary discourse. Seen as both necessary and good, it is variously depicted as enhancing the social fabric, lowering crime rates, increasing happiness, and generating prosperity. It allows for complex political systems, permits human communication, underpins financial instruments and economic institutions, and holds society itself together. There is scant space within this vision for a nuanced discussion of mistrust. With few exceptions, it is treated as little more than a corrosive absence. This monograph, instead, proposes an ethnographic and conceptual exploration of mistrust as a legitimate epistemological stance in its own right. It examines the impact of mistrust on practices of conversation and communication, friendship and society, as well as politics and cooperation, and suggests that suspicion, doubt, and uncertainty can also ground ways of organizing human society and cooperating with others.
The Logic of Invention
In this long-awaited sequel to The Invention of Culture, Roy Wagner tackles the logic and motives that underlie cultural invention. Could there be a single, logical factor that makes the invention of the distinction between self and other possible, much as specific human genes allow for language?
Wagner explores what he calls “the reciprocity of perspectives†through a journey between Euro-American bodies of knowledge and his in-depth knowledge of Melanesian modes of thought. This logic grounds variants of the subject/object transformation, as Wagner works through examples such as the figure-ground reversal in Gestalt psychology, Lacan’s theory of the mirror-stage formation of the Ego, and even the self-recursive structure of the aphorism and the joke. Juxtaposing Wittgenstein’s and Leibniz’s philosophy with Melanesian social logic, Wagner explores the cosmological dimensions of the ways in which different societies develop models of self and the subject/object distinction.
Fake: Anthropological Keywords
Fakes, forgery, counterfeits, hoaxes, bullshit, frauds, knock offs—such terms speak, ostensibly, to the inverse of truth or the obverse of authenticity and sincerity. But what does the modern human obsession with fabrications and frauds tell us about ourselves? And what can anthropology tell us about this obsession? This timely book is the product of the first Annual Debate of Anthropological Keywords, a collaborative project between HAU, the American Ethnological Society, and L’Homme, held each year at the American Anthropological Association Meetings. The aim of the debate is reflect critically on keywords and terms that play a pivotal and timely role in discussions of different cultures and societies, and of the relations between them. This book, with multiple authors, explodes open our common sense notions of “novelty,” “originality,” and “truth,” questioning how cultures where deception and mistrust flourish seem to produce effective, albeit opaque, forms of sociality.
Sweden and Ecological Governance: Straddling the fence
Sweden is seen as a forerunner in environmental and ecological policy. Sweden and ecological governance is about policies and strategies for ecologically rational governance, and uses the Swedish case study to ask whether or not it is possible to move from a traditional environmental policy to a broad, integrated pursuit of sustainable development, as illustrated through the ‘Sustainable Sweden’ programme. The study begins by looking at the spatial dimensions of ecological governance, and goes on to consider the integration and effectiveness of sustainable development policies. It analyses the tension between democracy and sustainable development, which has a broader relevance beyond the Swedish model, to other nation states as well as the European Union as a whole. In this book the author offers the latest word in advanced implementation of sustainable development by a front-runner in environmental and ecological policy. It will be useful for students of environmental politics and sustainable development researchers.